12.11.2017
Howdy! Heute ein paar Gedanken für alle hier, die selbst eine Patreon-Seite starten wollen oder irgendein… „kreatives Projekt“ laufen haben, für das sie sich mehr Beachtung wünschen oder ein Publikum aufbauen möchten, gerade online.
Eines vorweg: Nicht alle, die ein kreatives Hobby haben, wollen oder brauchen Aufmerksamkeit oder ein Publikum dafür (oder Geld). Ihr macht euer Ding für euch selbst oder für ein paar Freunde, habt Spaß dran und ich denke, das ist völlig legitim. Spart euch diesen ganzen Text! 😀
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Wenn ihr umgekehrt mehr Menschen mit euren Sachen erreichen wollt oder noch ganz andere, waghalsige Pläne habt, ist das genauso legitim, finde ich. Vielleicht wollt ihr andere berühren oder zum Nachdenken bringen oder der Welt was mitteilen. Und wenn die Welt nicht zuhört, kann das auf Dauer frustrierend werden.
So ging’s mir früher. Mein Hobby war Musik, ich hab schräge Songs aufgenommen und mir nach und nach ein kleines Publikum zusammengetrommelt. Mit Betonung auf „klein“. Die meisten Leute konnten sich nicht so recht dafür begeistern.
Wenn ich jetzt weiterschreibe, stütze ich mich also 1. auf Erfahrungen mit einer Sache, die nicht so gut lief (Musik), 2. auf Erfahrungen mit einer Sache, die besser läuft (Comics) und 3. auf alles, was ich die letzten Jahre bei anderen beobachtet habe. Bitte bedenkt, dass ich total daneben liegen könnte, aber hier kommt meine Sicht der Dinge.
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Wenn keiner zuhört, sind folgende Gründe naheliegend:
1. Euch fehlt einfach noch Übung
2. Ihr arbeitet im falschen Medium
3. Niemand weiß, dass ihr existiert
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1. Euch fehlt einfach noch Übung
Mit Übung wird logischerweise alles besser, schon allein deshalb sollten alle davon ausgehen, dass sie noch Übung brauchen. Ich hab schon etliche 1000 Stunden mit Comics verbracht und ich brauche DEFINITIV noch Übung.
Aber hier ein Trick: Ich übe in der Öffentlichkeit, indem ich regelmäßig hochlade, was ich krakel. Und das ganze Internet ist voll von Leuten, die genauso öffentlich üben. Das motiviert ungeheuer, hilft dabei, Feedback zu bekommen und kann schrittweise etwas daran ändern, dass niemand von eurer Existenz weiß. Fabriziert Zeug und stellt es online. Wenn’s nicht so toll ist, betrachtet es als Übung.
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2. Ihr arbeitet im falschen Medium
Während ich noch ganz auf Musik fokussiert war, habe ich hier und da Comics gekrakelt, nur so nebenher. Dann sind merkwürdige Dinge passiert. Leute haben mir beängstigend oft gesagt, dass sie die Comics richtig toll finden. Und dass ich doch Zeichner werden solle, „wenn es mit der Rockstar-Karriere nix wird, höhö“. Irgendwie sind mir Comics auch so leicht gefallen. Und alle wollten Comics. Aber ICH wollte doch…
Vielleicht war Musik nicht das ideale Medium für mich. Und offensichtlich kann ich mich mit Comics besser ausdrücken. Heute hänge ich verdammt an den Krakeleien. Wäre vor ein paar Jahren undenkbar gewesen.
Mal angenommen, ihr bemüht euch Jahr für Jahr mit einer Sache, die euch am Herzen liegt, aber es geht einfach nicht richtig voran – vielleicht arbeitet ihr im falschen Medium? Und wenn ihr das Gefühl habt, dass euch schlichtweg „Talent fehlt“, liegt euer Talent vielleicht nur woanders?
Vielleicht auch nicht. Ich sag nur.
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3. Niemand weiß, dass ihr existiert
Von meiner Comic-Existenz haben Menschen nach und nach erfahren, weil ich immer weiter regelmäßig Comics hochgeladen habe. Mache ich ja immer noch. Und das ist ziemlich typisch. Wer *regelmäßig* etwas abliefert, das Leute sehen wollen, zieht *nach und nach* ein Publikum an.
Wird meistens eine Weile dauern (Jahre, nicht Wochen). Aber bittebitte und mit Zucker:
Wer etwas veröffentlicht, auf das zwei Leute reagieren, sollte den zwei Leuten ein bisschen Wertschätzung entgegen bringen, dann werden sie häufig zwei engagiertere Leute, später vier, eines Tages acht und irgendwann 8000, von denen 80 ernsthaft überlegen würden, auf Patreon mitzumachen.
Wer dagegen frustriert reagiert, dass nur zwei Leute da sind, beide ignoriert und danach noch versucht, ihnen ein paar Euro abzuknöpfen, hat nach ner Weile gar niemanden mehr.
Wenn nötig, lässt sich die richtige Einstellung sicherlich antrainieren, bis sie selbstverständlich wird. Sie lässt sich nur nicht heucheln. Dafür haben wir zu gute Bullshit-Detektoren.
Nebenbei bemerkt macht es keinen Sinn, einerseits Beachtung und Publikum zu wollen und andererseits null Interesse an denen zu demonstrieren, die tatsächlich eintrudeln und sich Zeit für die eigenen Ergüsse nehmen, während sie das ganze Internet zur Verfügung hätten. Im Grunde ist das echt der Wahnsinn!
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Patreon!
Eine Patreon-Seite bietet sich an, wenn die vorherigen Sachen laufen, würde ich sagen. Ihr habt etwas Übung in dem, was ihr tut, ihr arbeitet in einem Medium, das euch liegt und in dem ihr Ergebnisse abliefert, die Leute wirklich sehen/hören/lesen/haben wollen, ihr veröffentlicht regelmäßig neue Sachen und gewinnt dadurch nach und nach ein Publikum, das ihr gescheit behandelt.
Dann ist es relativ leicht, die vorhandene Anhängerschaft auf Patreon hinzuweisen und dort genauso weiterzumachen. Voilà!
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So, ich hoffe, das hilft 🙂 Wenn nicht, schreit einfach. Bei Bedarf könnte ich noch viel mehr zu dem Thema loswerden. Aber ich wollte ganz grundsätzlich anfangen.
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